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Dreimal aus der eigenen Hälfte: Die Geschichte von Patrice Baumann

Frederik Hvillum

Dec 5, 2025

Als der Schweizer Amateur-Innenverteidiger Patrice Baumann sah, dass der Torhüter zu weit vor seinem Tor stand, zögerte er nicht. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später, hat der Kapitän des FC Rorschach-Goldach 17 drei spektakuläre Tore aus der eigenen Hälfte erzielt und bewiesen, dass Magie auf jeder Ebene des Fussballs möglich ist.

Dieser Gedanke kommt jedem Fussballer irgendwann während eines Spiels. Der gegnerische Torhüter steht ein paar Meter zu weit vor seinem Tor, und plötzlich taucht die Idee auf: Könnte ich von hier aus treffen?

Für die meisten Spieler bleibt es bei diesem Gedanken. Für Patrice Baumann, Kapitän und Innenverteidiger des Schweizer Amateur-Teams FC Rorschach-Goldach 17, ist dieser Gedanke in etwas mehr als einem Jahr drei Mal Wirklichkeit geworden.

"Um ehrlich zu sein, die Fantasie oder der Gedanke an solche Tore ist wahrscheinlich in jedem Spiel präsent, wenn man den Torhüter weit draussen stehen sieht, ob für sich selbst oder auch bei Mitspielern", erklärt Baumann. Aber er fügt mit charakteristischer Ehrlichkeit hinzu: "Es gab in der Vergangenheit auch einige peinliche gescheiterte Versuche."

Die Mathematik der Kühnheit

Was unterscheidet Baumanns erfolgreiche Versuche von den peinlichen Fehlschüssen? Er hat sorgfältig darüber nachgedacht und die Wahrscheinlichkeit mit überraschender Präzision aufgeschlüsselt.

"Ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit solcher Tore ziemlich hoch ist, vorausgesetzt, der Torhüter steht zu weit draussen. Man muss ein Tor treffen, das 7 Meter breit ist, von einer Platzbreite von 65-70 Metern, und man muss einfach mit voller Kraft draufhalten. Denn wenn ich den Ball richtig treffe, weiss ich genau, wie weit ich kommen kann."

Der Schlüssel, betont er, ist das Überraschungsmoment. "Das Wichtige ist, den Überraschungsmoment zu erwischen, sei es bei einem schnellen Freistoss oder einem Abstoss vom Torhüter."

Dieser kalkulierte Ansatz offenbart etwas, das bei spektakulären Toren oft übersehen wird: Sie sind nicht rein instinktiv. Sie erfordern Aufmerksamkeit, technisches Können und den Mut, im richtigen Moment zuzuschlagen.

Von Jubel zu Komödie

Die Reaktion auf Baumanns Tore hat sich mit jedem Treffer weiterentwickelt. Das erste brachte pure Freude auf dem Platz. Beim dritten hatten sich die Reaktionen seiner Mitspieler verändert.

"Als das dritte Tor reinging, dachten einige von ihnen wahrscheinlich 'nicht schon wieder der'. Der wird uns jetzt die nächsten paar Wochen davon erzählen, und seine Fernschussversuche werden nicht weniger werden", sagt er lachend.

Es ist die Art von sanfter Neckerei, die nur unter Mitspielern existiert, die Woche für Woche gemeinsam auf dem Platz stehen. Sie wissen jetzt, was kommt. Wann immer Baumann den Ball in seiner eigenen Hälfte bekommt und den Torhüter zu weit draussen sieht, wird der Ruf kommen: Jetzt geht's wieder los.

Die Realitätsprüfung durch Video

Für Baumann hat die Tatsache, dass alle drei Tore mit Veo-Kameras aufgezeichnet wurden, mehr geboten als nur Highlights zum Teilen. Die Technologie bietet Amateurspielern etwas Wertvolles: Rechenschaft.

"Es ist eine optimale Gelegenheit für alle Amateur-Fussballer, ihre eigenen Fehler zu analysieren und vielleicht auch die Realität zu sehen, warum man Amateurfussballer ist", reflektiert er. Diese Selbstwahrnehmung, ohne Bitterkeit vorgetragen, zeugt von einem reifen Verständnis seiner Position im Spiel.

Die praktischen Vorteile gehen über die Fehlerkorrektur hinaus. "Und natürlich ist es auch ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand zufällig ein schönes Tor mit dem Handy aufnimmt, das man sich gerne nochmal anschauen möchte, wenn man nicht gerade wunderschöne Freistoss-Tore schiesst."

Im Amateurfussball, wo professionelle Kamerateams fehlen und Familienmitglieder vielleicht arbeiten oder sich um andere Kinder kümmern, haben automatisierte Kameras die Möglichkeit demokratisiert, besondere Momente festzuhalten. Baumanns drei spektakuläre Treffer existieren nicht als verblassende Erinnerungen oder übertriebene Geschichten, sondern als konkreter Beweis aus dem perfekten Blickwinkel.

Das letzte Kapitel

Wenn Baumann über seine Fernschuss-Heldentaten nachdenkt, klingt eine bittersüsse Note in seinen Worten mit. "Da meine Fussball-Karriere langsam zu Ende geht, wird es noch einige letzte Versuche geben", sagt er.

Aber er ist noch nicht fertig. Obwohl er drei Mal aus seiner eigenen Hälfte getroffen hat, obwohl er sanft von seinen Mitspielern aufgezogen wird, obwohl er zugibt, dass es "fast ein bisschen peinlich ist, wieder auf diese Weise zu treffen", glaubt Baumann, dass da noch mindestens einer drin ist.

"Ich habe auch das Gefühl, dass es nicht mein letztes Tor auf diese Art war, auch wenn ich mich schon ein bisschen geniert habe, wieder auf diese Weise zu treffen."

Für Amateurfussballer überall trägt Baumanns Geschichte eine einfache Botschaft: Das Spektakuläre ist auf jeder Ebene möglich. Alles, was es braucht, ist Aufmerksamkeit, technisches Können und den Mut, es zu versuchen, wenn der Moment kommt. Manchmal verfehlst du spektakulär. Manchmal segelt der Ball aus 70 Metern ins Netz, und deine Mitspieler werden es dir nie vergessen lassen.

Solange Torhüter weiter zu weit vor ihrem Tor stehen und solange Patrice Baumann den Ball am Fuss hat, bleibt die Möglichkeit bestehen. Ein weiterer kühner Versuch. Ein weiterer Moment der Magie, für immer auf Kamera festgehalten.

Die einzige Frage ist: Werden es vier Tore aus der eigenen Hälfte, oder werden seine Mitspieler ihn endlich davon überzeugen, damit aufzuhören?

Basierend auf den aktuellen Beweisen solltest du nicht darauf wetten.

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